In der NFL ist der Rücktritt oft kein endgültiger Schlussstrich. Für manche ist er nur eine Pause – oder ein Moment der Selbstfindung. Ob körperlich ausgebrannt, mental erschöpft oder enttäuscht von der sportlichen Situation: Viele Legenden haben den Helm abgelegt – nur um ihn später wieder aufzusetzen.
Ein aktuelles Beispiel liefert Darren Waller: Der Tight End erklärte im März 2024 seinen Rücktritt bei den New York Giants. Doch nur ein Jahr später steht er – nach einem Trade – bei den Miami Dolphins wieder auf dem Feld.
Waller ist längst nicht der Einzige, der diesen Weg gegangen ist. Diese zehn NFL-Stars wagten das Comeback. Einige kehrten stärker zurück als je zuvor, andere schrieben ein letztes, würdiges Kapitel – aber alle beweisen: Football verlässt einen nicht einfach so.
1. Tom Brady – Der Rücktritt, der keiner war
🗓️ Ruhestand: Februar 2022
↩️ Comeback: März 2022 (nach 40 Tagen)
Tom Bradys Karriere zog sich über drei Dekaden, und jede für sich würde für eine Aufnahme in die Hall of Fame reichen. Unsterblich machte sich Brady 2020, als er nach 20 Jahren die New England Patriots verließ – nur um im ersten Anlauf mit seinem neuen Team, den Tampa Bay Buccaneers, seinen insgesamt siebten Super Bowl zu gewinnen.
2021 folgte eine weitere Saison auf MVP-Niveau – niemand rechnete ernsthaft mit einem baldigen Karriereende.
Umso überraschender war Bradys Rücktritt im Februar 2022. Noch bevor er offiziell bekannt gegeben wurde, hatte ESPN-Insider Adam Schefter ihn vorzeitig öffentlich gemacht – was zunächst vom Brady-Lager dementiert wurde. Drei Tage später war es dann doch offiziell.
Doch nur 40 Tage später meldete sich Tom Brady zurück.
Mit den Worten:
„These past two months I have realized my place is still on the field and not in the stands. That time will come. But it’s not now.“
kündigte Brady sein Comeback für ein weiteres Jahr bei den Buccaneers an.
Auch wenn es nicht für einen weiteren Titel reichte und die Saison insgesamt nicht nach seinen Vorstellungen verlief – statistisch blieb Brady auf hohem Niveau.
Überschattet wurde das Comeback jedoch von familiären Turbulenzen und Spott in sozialen Medien. Besonders ein Video, in dem er seine O-Line anbrüllt, ging viral – frei nach dem Motto:
„Für die Scheiße ist er nicht zurückgekommen.“
Viele Fans – mich eingeschlossen – spekulierten noch über eine letzte Station bei den Raiders, Dolphins oder 49ers. Gerade Letzteres hätte ein emotionales Ende bedeuten können. Doch Brady machte kurzen Prozess und beendete seine Karriere zum zweiten Mal.
Auch wenn sein Comeback sportlich nicht mehr für Gänsehaut sorgte, war es für viele deutsche Fans ein Glücksfall: Sie konnten Brady 2022 beim ersten NFL-Spiel in Deutschland live erleben.
Und wer weiß?
Vielleicht gibt es ja sogar noch eine ganz andere Comeback-Chance für Tom Brady – Comeback-Chance für Tom Brady – bei den Olympischen Spielen
2. Rob Gronkowski – Der Buddy-Boost
🗓️ Ruhestand: 2019
↩️ Comeback: 2020 (Buccaneers)
„Gronk“ zog sich 2019 zurück. Der Körper war geschunden, die Freude am Spiel verloren. Im Ruhestand schien es ihm nicht schlecht zu gehen – WWE-Auftritte und Party-Marathons sorgten für genug Ablenkung.
Doch ein Anruf von Tom Brady änderte alles. Ihre enge Freundschaft führte zu einem Comeback in Tampa Bay – das sich lohnte: Der Tight End wurde eine zentrale Figur in Bradys neuer Offense.
Im Super Bowl LV fing er zwei Touchdowns, und die Chemie zwischen den beiden war ungebrochen.
Zwar trat Gronk 2022 erneut zurück, doch sein Comeback 2020 bleibt ein Paradebeispiel für perfektes Timing und die Kraft echter Teamverbindungen. Ganz nebenbei lieferte das Duo Brady/Gronk auch abseits des Feldes unterhaltsamen Content – auf Social Media, in Werbespots und natürlich: auf dem Rasen.
3. Brett Favre – Vom Helden zur Hassfigur (für einige)
🗓️ Ruhestände: 2008, 2009
↩️ Comebacks: Jets (2008), Vikings (2009)
Brett Favre schrieb wohl das chaotischste Kapitel in der Geschichte der NFL-Rücktritte. Über Jahre hinweg schien er sich nicht entscheiden zu können: Rücktritt – oder doch nicht? Dieses ständige Hin und Her brachte die Green Bay Packers in eine schwierige Lage. Schließlich entschloss sich Favre zum Rücktritt – auch, um den Weg für einen gewissen Aaron Rodgers freizumachen.
Doch Favre war enttäuscht – und sein Hunger auf Football war noch immer zu groß. 2008 kehrte er im Trikot der New York Jets zurück. Die Jets galten zu diesem Zeitpunkt als echtes Playoff-Team, bis sich Favre verletzte und die Saison kippte.
Doch der wahre Plan folgte erst danach: Favre wollte unbedingt für die Minnesota Vikings spielen – ausgerechnet den Erzrivalen der Packers. Für viele Green-Bay-Fans kam dieser Wechsel einem Verrat gleich.
Sportlich zahlte sich das Comeback aus: Favre spielte eine seiner besten Saisons überhaupt, war MVP-Kandidat und führte die Vikings bis ins NFC Championship Game.
Seine ständigen Rücktritte und Comebacks frustrierten viele – doch sie zeigten auch: Brett Favre konnte den Football einfach nicht loslassen. Und seine Zeit bei den Vikings war nicht nur emotional aufgeladen, sondern auch sportlich beeindruckend.
4. Marshawn Lynch – Der Kult-Comebacker
🗓️ Ruhestand: 2016, 2018
↩️ Comebacks: 2017 (Oakland Raiders), 2019 (Seattle Seahawks)
Marshawn „Beast Mode“ Lynch war nie ein gewöhnlicher Spieler – weder auf dem Feld noch abseits davon. 2016 erklärte er überraschend seinen Rücktritt, schien mit dem NFL-Kapitel abgeschlossen zu haben und genoss das Leben fernab des Spielfelds. Doch schon ein Jahr später kehrte er zurück – zu seinem Heimatteam, den Oakland Raiders. Ein emotionales Comeback, das die Fans in der Bay Area feierten. Nach zwei Jahren war 2018 in Oakland jedoch wieder Schluss.
Doch Lynch war noch nicht fertig: Ende 2019 meldete er sich erneut zurück – diesmal bei seinem Herzensverein, den Seattle Seahawks. In einem von Verletzungen geplagten Team übernahm er Verantwortung, erzielte in den letzten beiden Saisonspielen und in den Playoffs wichtige Touchdowns – und wurde zum emotionalen Leader einer jungen Truppe.
Ob auf dem Feld oder vor dem Mikrofon: Marshawn Lynchs Comebacks waren nie langweilig – aber immer authentisch. Sein legendäres Zitat „I’m just here so I won’t get fined“ bleibt unvergessen und symbolisiert seine einzigartige Haltung. „Beast Mode“ war mehr als ein Spitzname – es war eine Lebenseinstellung.
5. Randy Moss – Die leise Rückkehr eines Superstars
🗓️ Ruhestand: 2010
↩️ Comeback: 2012 (49ers)
Randy Moss, einst vielleicht der explosivste Receiver der NFL-Geschichte, erklärte 2010 seinen Rücktritt. Doch der unerfüllte Traum vom Super-Bowl-Ring ließ ihn nicht los – und brachte ihn 2012 zurück aufs Feld, zu den San Francisco 49ers.
Zwar war Moss nicht mehr der dominante Playmaker seiner Glanzzeiten, doch mit Erfahrung, Speed und Präsenz wurde er zu einem wertvollen Bestandteil der Offense. Besonders Quarterback Colin Kaepernick, der in dieser Saison zum Starter aufstieg, profitierte von der Routine und Führungsstärke des Altstars – auf und neben dem Feld.
Der Einzug in Super Bowl XLVII war der letzte große Moment seiner Karriere. Doch der große Traum blieb unerfüllt: Die 49ers verloren das Finale knapp gegen die Baltimore Ravens.
Trotzdem: Ein stilles, aber würdiges NFL-Finale für einen der größten Receiver aller Zeiten – und ein Comeback, das einem jungen Team Stabilität, Tiefe und Erfahrung schenkte.
6. Deion Sanders – Prime Time in Baltimore
🗓️ Ruhestand: 2001
↩️ Comeback: 2004 (Baltimore Ravens)
Nach einer Hall-of-Fame-Karriere bei den Falcons, 49ers und Cowboys – mit zwei Super-Bowl-Ringen und einer gleichzeitigen Baseball-Karriere – verabschiedete sich Deion „Prime Time“ Sanders 2001 vom Profisport. Seine Laufbahn war so spektakulär wie einzigartig.
Doch drei Jahre später, 2004, kehrte er überraschend zurück: Mit 37 Jahren unterschrieb er bei den Baltimore Ravens, spielte dort als Nickelback und Safety zwei weitere Saisons. Physisch war er nicht mehr in seiner Prime – aber mit Instinkt, Spielintelligenz und Charisma blieb er ein Faktor.
Sein Comeback zeigte: „Prime Time“ war nicht nur Show – er war ein echter Football-Spieler mit Herz. Ein Veteran, der dem jungen Ravens-Team Erfahrung und Leadership brachte.
🔎 Tipp: Wer mehr über seine unglaubliche Dual-Sport-Karriere wissen will, sollte die Doku Deion’s Double Play nicht verpassen – ein faszinierender Blick auf einen der außergewöhnlichsten Athleten aller Zeiten.
7. Reggie White – Der „Minister of Defense“ gibt nicht auf
🗓️ Ruhestand: 1998
↩️ Comeback: 2000 (Carolina Panthers)
Reggie White, einer der größten Defensive Ends der NFL-Geschichte, trat 1998 zurück – nach erfolgreichen Jahren bei den Philadelphia Eagles und Green Bay Packers, einem Super-Bowl-Sieg 1997 sowie zwei Auszeichnungen als Defensive Player of the Year, die er mit stolzen 11 Jahren Abstand gewann. Diese außergewöhnliche Leistung unterstreicht seine anhaltende Dominanz und Konstanz auf allerhöchstem Niveau.
Doch 2000 wagte er ein Comeback bei den Carolina Panthers. Mit 39 Jahren war White zwar kein dominanter Gamechanger mehr, doch sein Einsatz stand für Durchhaltevermögen, Erfahrung und Teamgeist.
Ein leiser, aber respektvoller Abgang einer beeindruckenden Karriere.
8. Ricky Williams – Der Rücktritt als Rebellion
🗓️ Ruhestand: 2004 (später erneut 2006)
↩️ Comebacks: 2005, 2007 (Dolphins)
Ricky Williams war immer ein Sonderfall – auf dem Feld wie abseits davon. Mehrere Dopingvergehen und ein innerer Konflikt führten 2004 zum Rücktritt. Seine Entscheidungen wurden oft kontrovers diskutiert, doch Williams blieb sich stets treu.
2005 kehrte er zurück, 2007 ein weiteres Mal. In der Saison 2009 – im Alter von 32 – lief er über 1.100 Yards für die Dolphins. Diese späten Leistungen zeigten, dass er trotz aller Widrigkeiten weiterhin ein Top-Runningback war.
Kein typischer NFL-Star, aber jemand, der seinen eigenen Weg ging – und dessen Comeback von Stärke und Selbstfindung zeugt.
9. Eric Weddle – Vom Sofa zum Super Bowl
🗓️ Ruhestand: 2020
↩️ Comeback: 2022 (Rams)
Eric Weddle hatte 2020 eigentlich abgeschlossen. Doch als die Rams 2022 verletzungsbedingt improvisieren mussten, rief man Weddle – und er sagte zu. Sein überraschendes Comeback überraschte nicht nur Fans, sondern auch Experten, die kaum mit seiner Rückkehr gerechnet hatten.
Zwei Jahre nach seinem letzten Spiel – ohne Training oder Praxis – spielte er jeden Snap im Super Bowl LVI. Und gewann. Damit schrieb er eines der außergewöhnlichsten Kapitel in der NFL-Geschichte.
Ein Comeback wie aus einem Hollywood-Drehbuch.
10. Jason Witten – Der Anker der Cowboys gibt nicht auf
🗓️ Ruhestand: 2018
↩️ Comeback: 2019 (Cowboys)
Nach 15 Jahren bei den Cowboys, über 1.200 Receptions und unzähligen harten Snaps wechselte Witten 2018 ins Fernsehen – als ESPN-Kommentator. Doch die Liebe zum Spiel ließ ihn nicht los, und der Wunsch, seine Erfahrung direkt auf dem Feld weiterzugeben, war stärker.
Doch 2019 war er zurück. Er spielte alle 16 Spiele für Dallas, wurde Mentor und Anker für die junge Truppe. 2020 folgte noch ein Jahr bei den Raiders, dann war Schluss. So hinterließ er ein Vermächtnis als einer der verlässlichsten und bodenständigsten Tight Ends der Liga.
Ein ruhiger, aber starker Abgang eines der verlässlichsten Tight Ends seiner Generation.
🏁 Fazit: Diese Comebacks sind mehr als Nostalgie – sie sind kraftvolle Statements
Manche Spieler können einfach nicht loslassen, weil der Football für sie mehr als nur ein Spiel ist – er ist Leidenschaft, Identität und Lebensinhalt zugleich. Andere entdecken erst in der Rente, dass das Spielfeld ihre wahre Heimat bleibt und der Drang, noch einmal alles zu geben, stärker ist als der Wunsch nach Ruhe.
Die Comebacks von Legenden wie Brady, Favre, Lynch & Co. sind weit mehr als bloße sportliche Anekdoten. Sie erzählen Geschichten von ungebrochenem Stolz, der Suche nach einem würdigen Abschluss und dem tiefen Verlangen, ein letztes Kapitel im eigenen Football-Märchen zu schreiben.
Diese Rückkehrer erinnern uns daran: In der NFL gibt es keine endgültigen Abschiede – nur Momente, in denen der Helm wirklich zum letzten Mal fällt.
🏈 Welche Geschichten kennst du?
Natürlich gibt es noch viele weitere Comeback-Geschichten in der NFL – vor allem aus früheren Jahrzehnten, die heute vielleicht etwas in Vergessenheit geraten sind. Was du hier gelesen hast, ist nur eine Auswahl denkwürdiger Rückkehrer.
Welche Comebacks haben dich besonders beeindruckt? Gibt es Spieler, die hier fehlen und unbedingt erwähnt werden sollten? Lass uns gern in den Kommentaren darüber diskutieren und weitere Legenden feiern!