Die Cincinnati Bengals starteten die NFL-Saison 2025 mit einem klaren „Alles-oder-nichts“-Ansatz. Mit Top-Verträgen für Receiver Ja’Marr Chase und Tee Higgins sowie einem neu gestalteten Deal für Verteidiger Trey Hendrickson kurz vor Saisonbeginn wollte das Team ernsthaft um die Playoffs kämpfen. Doch in Woche 2 platzte dieser Plan: Quarterback Joe Burrow erlitt eine schwere Grade-3-Turf-Toe-Verletzung, die ihn voraussichtlich für die nächsten drei Monate außer Gefecht setzt.

Plötzlich steht Cincinnati vor einer entscheidenden Frage: Wie geht das Team mit dem Verlust seines Stars um? Ein sofortiger Ersatz durch einen erfahrenen Quarterback oder einen Trade ist zwar denkbar, erscheint aber angesichts der Bengals-Philosophie und Gehaltsstruktur eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Backup Jake Browning die Rolle des Starting Quarterbacks übernimmt, während das Management überlegt, wer ihn als QB2 unterstützen könnte.



Kirk Cousins – Veteran mit Erfahrung, aber hohen Kosten

Kirk Cousins ist der erste Name, der vielen Fans in den Sinn kommt. Der 37-jährige Quarterback der Atlanta Falcons bringt Erfahrung und eine solide Reputation mit, die ihn potenziell schnell in das Bengals-System einfügen könnte. Doch das größte Hindernis ist die Gehaltsstruktur: 40 Millionen US-Dollar Cap und 75 Millionen Dead Money 2025. Selbst wenn Atlanta einen Teil davon übernehmen würde, wären hohe Draft-Picks für einen Trade nötig – etwas, das die Bengals in der Vergangenheit nur ungern riskieren.

Kirk Cousins #18 (Atlanta Falcons) – Der erfahrene Quarterback könnte theoretisch als Notlösung für den verletzten Joe Burrow in den Fokus rücken.
Kirk Cousins #18 (Atlanta Falcons) – Der erfahrene Quarterback könnte theoretisch als Notlösung für den verletzten Joe Burrow in den Fokus rücken.

Hinzu kommt die sportliche Frage: Cousins hat nach seiner Achilles-Verletzung 2023 gezeigt, dass er nicht mehr in der Prime seiner Karriere ist. Auch seine Verfügbarkeit ist unklar; Quellen zufolge planen die Falcons aktuell nicht, Cousins abzugeben. So attraktiv ein erfahrener Name wie Cousins auch wäre – die Wahrscheinlichkeit, dass dies Realität wird, ist gering.



Anthony Richardson – das riskante Young-Talent

Anthony Richardson #5 (Indianapolis Colts)
Anthony Richardson #5 (Indianapolis Colts) | Quelle: IMAGO / Imagn Images

Bei den Indianapolis Colts liegt der Fokus auf Daniel Jones, dessen starker Saisonstart Richardsons Chancen auf einen Stammplatz schmälert. Richardson, der 2023 an vierter Stelle gedraftet wurde, bringt zweifellos physische Talente mit, aber seine Genauigkeit und Spielreife sind noch ausbaufähig. Ein Wechsel zu den Bengals könnte die Offense dynamischer gestalten, würde aber auch bedeuten, dass Trainer Zac Taylor und Offensive Coordinator Dan Pitcher die Spielsysteme auf die neuen Stärken umstellen müssten. In einer Saison, in der sofortige Siege zählen, wäre Richardson eher ein langfristiges Projekt als eine sofortige Lösung.



Jameis Winston – der riskante Gunslinger

Jameis Winston #19 (New York Giants)
Jameis Winston #19 (New York Giants) | Quelle: IMAGO / Imagn Images

Die Giants halten Jameis Winston offenbar als Trade-Option bereit. Winston, ehemaliger Heisman-Gewinner und Nummer-1-Pick, hat bewiesen, dass er spektakulär spielen kann – aber ebenso unberechenbar ist. Ein Beispiel: In einem Spiel 2024 warf er 497 Yards, 4 Touchdowns und 3 Interceptions. Seine explosive Spielweise könnte Chase und Higgins in Szene setzen, birgt aber das Risiko von Chaos auf dem Feld. Für die Bengals könnte Winston eine aufregende, aber unsichere Lösung darstellen, während Browning zumindest Stabilität und eine kontrollierte Spielweise bietet.



Ein Browns-QB – Hilfe vom Divisionsrivalen

Die Cleveland Browns verfügen über mehrere Quarterback-Optionen, auch wenn sie kürzlich Kenny Pickett abgegeben haben. Joe Flacco ist aktuell der Starter, doch nach einem 0-2-Start könnten die jungen Quarterbacks Dillon Gabriel oder Shedeur Sanders bereits bald die Verantwortung übernehmen.

Cleveland Browns Quarterbacks, Shedeur Sanders #12, Dillon Gabriel #5 and Joe Flacco #15
Cleveland Browns Quarterbacks, Shedeur Sanders #12, Dillon Gabriel #5 and Joe Flacco #15 | Quelle: IMAGO / UPI Photo

Theoretisch könnten die Bengals einen dieser Spieler als Trade-Ziel ins Auge fassen – gerade junge Talente könnten von einer Starterchance in Cincinnati profitieren. Allerdings würde ein solcher Schritt einen Divisionsrivalen stärken, was die Logik hinter einem Deal infrage stellt. Zudem ist unklar, ob ein Rookie bereits das Niveau hat, um die Bengals sofort zu verbessern. Ein solcher Wechsel wäre daher riskant, aber potenziell interessant für Spieler, die sich beweisen wollen.



Andy Dalton – die nostalgische Option

Andy Dalton #14 (Carolina Panthers)
Andy Dalton #14 (Carolina Panthers) | Quelle: IMAGO / ZUMA Press Wire

Andy Dalton könnte als erfahrener Veteran eine „Feel-Good“-Lösung darstellen. Der ehemalige Bengals-Quarterback kennt das Team, die Offense und die Coaching-Strukturen genau und bringt Professionalität und Erfahrung mit. Dalton könnte die Offense sofort führen und die Mannschaft stabilisieren, ähnlich wie Boomer Esiason 1997 zurückkehrte. Allerdings ist unklar, ob Dalton nach Jahren als Backup oder Mentor noch motiviert wäre, sich einer Starterrolle zu stellen. Auch wenn ein Trade oder eine Verpflichtung möglich wäre, ist es fraglich, ob dies tatsächlich in die langfristigen Pläne der Bengals passt.



Wahrscheinlichster Weg – Jake Browning übernimmt von Joe Burrow

Am wahrscheinlichsten bleibt die interne Lösung. Jake Browning wird voraussichtlich die Verantwortung als Starter übernehmen. Ergänzt wird er von einem soliden Backup, möglicherweise Desmond Ridder, der bereits in Trainingscamps mit den Bengals gearbeitet hat. Diese Strategie ermöglicht es dem Team, die Saison mit bekannten Ressourcen zu meistern, ohne auf riskante Trades oder kostspielige Experimente zurückzugreifen.

Jake Browning #6 Cincinnati Bengals
Jake Browning #6 Cincinnati Bengals | Quelle: IMAGO / Imagn Images

Für die Bengals ist die Situation eine Mischung aus Herausforderung und Chance: Kann Browning das Team stabil führen und die Offense trotz Burrows Ausfall in Gang halten? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Bengals auch ohne ihren Starquarterback weiterhin um die Playoffs spielen können.