Die NFL ist ein Spiel der Zahlen – und in den letzten Jahren haben vor allem die Quarterback-Verträge die Liga in ein neues Zeitalter katapultiert. Die hohen Gehälter für Top-QBs haben nicht nur Spieler, sondern ganze Kaderstrukturen beeinflusst und verändern, wie Teams ihre Roster planen und Ressourcen verteilen.

Dak Prescott #4 (Dallas Cowboys) – Aktuell der bestverdienende Quarterback der NFL und Sinnbild der explodierenden QB-Verträge.
Dak Prescott #4 (Dallas Cowboys) – Aktuell der bestverdienende Quarterback der NFL und Sinnbild der explodierenden QB-Verträge. | Quelle: IMAGO / Imagn Images


Das Nullsummenspiel des Salary Caps

Die NFL arbeitet unter einem klaren Salary-Cap-System, das im Kern ein Nullsummenspiel ist: Geld, das für einen Spieler ausgegeben wird, fehlt an anderer Stelle. Wer zum Beispiel den Superstar Joe Burrow in Cincinnati bezahlt, muss zwangsläufig an anderer Stelle sparen. Spieler wie Safety Jesse Bates oder Running Back Joe Mixon werden dadurch schwerer zu halten oder müssen das Team verlassen.

Die Quintessenz: Je größer der Anteil des Gehalts für einen QB, desto weniger bleibt für andere Schlüsselpositionen.

In den letzten Jahren haben Quarterbacks jedoch ein deutlich größeres Stück vom Cap-Kuchen erhalten. Ihre Marktwerte explodieren, und die Teams stehen unter enormem Druck, trotz knapperer Mittel einen konkurrenzfähigen Kader aufzubauen.

Interessanterweise zeigt die Datenanalyse, dass hohe Gehälter für Quarterbacks nicht automatisch zu mehr Siegen führen – die NFL-Teams lernen noch immer, wie man mit diesem neuen Paradigma umgeht.

Die Entwicklung der QB-Verträge: Von Brady zu Prescott

ZZwischen 2011 und 2025 haben Quarterback-Verträge eine beispiellose Entwicklung durchgemacht. Nach der Einführung der Rookie Wage Scale im Collective Bargaining Agreement (CBA) stiegen die Gehälter systematisch:

  • 2011: Tom Brady und Peyton Manning führten die Liga mit $18 Millionen pro Jahr, etwa 15 % des Salary Caps.
  • 2012–2017: Drew Brees ($20M), Matthew Stafford ($27M) und Derek Carr ($25M) setzten die Aufwärtsbewegung fort.
  • 2018–2019: Aaron Rodgers ($33,5M), Matt Ryan ($30M) und Russell Wilson ($35M) markierten den Beginn des signifikanten Anstiegs.
  • 2020: Patrick Mahomes unterzeichnete einen 10-Jahres-Vertrag über $450 Millionen, der den AAV (Average Annual Value) auf 22,7 % des Caps anhob.

Heute verdienen Spieler wie Joe Burrow, Dak Prescott, Josh Allen und Trevor Lawrence jährlich $55 Millionen und mehr, was die Teams zwingt, um jede Ressource zu kämpfen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

2025 Quarterback Contract Average Rankings - Top 15
2025 Quarterback Contract Average Rankings – Top 15 | Quelle: Spotrac


Prozentuale Cap-Belastung: Das wahre Maß

Nicht die absolute Zahl, sondern der Prozentsatz des Salary Caps, den ein QB beansprucht, zeigt die wahren Auswirkungen:

  • 2011: Brady & Manning14,9 % des Caps
  • 2025: Burrow, Herbert, Jackson, Prescott – >23,0 %

Diese Zahlen zeigen, wie stark Top-QBs die Ressourcen eines Teams binden und andere Positionen unter Druck setzen. Während früher 13–15 % ein Standardwert waren, liegt der Sweet Spot heute bei 20–23 % – mit entsprechenden Konsequenzen für Drafts, Free Agency und die Tiefe des Kaders.

2025 Quarterback AAV% of Cap Rankings - Top 15
2025 Quarterback AAV% of Cap Rankings – Top 15 | Quelle: Spotrac


Die Auswirkungen auf Teamstruktur und Erfolg

Hohe QB-Verträge haben direkte Auswirkungen auf die Kaderplanung:

  • Reduzierte Flexibilität: Teams wie die Bengals mussten Abstriche bei Schlüsselspielern machen, um Burrows Mega-Vertrag zu stemmen.
  • Premium für Drafts: Es wird essenziell, Talente zu entwickeln, die das Cap-Problem nicht verschärfen.
  • Priorisierte Positionen: Offensive Tackles, Pass-Rusher, Cornerbacks und Wide Receiver erhalten höchste Priorität, während Running Backs, Safeties und Innenlinien-Spieler oft mit weniger Budget auskommen müssen.


Fallbeispiel: Cincinnati Bengals

Burrow erhielt 2023 einen fünfjährigen Vertrag über $275 Millionen. Trotz seiner herausragenden Saisonstatistiken (führend bei Completions, Yards, TDs) verpasste Cincinnati die Playoffs. Die hohen Gehälter erhöhten den Druck auf die Drafts und beeinflussten die Tiefe der Mannschaft stark.


Vergleich: Kansas City Chiefs

Mahomes’ Vertrag ist inzwischen „veraltet“, doch die Chiefs haben durch konsequentes Drafting und die Entwicklung ihrer Defensive eine konkurrenzfähige Mannschaft behalten. Trotzdem mussten auch sie Opfer bringen – zum Beispiel Tyreek Hill, Charvarius Ward und L’Jarius Sneed.

Risiken des Booms: Wenn hohe Zahlungen keine Erfolge garantieren

Die Zahlen aus 2022 sprechen Bände:

  • Packers (Rodgers), Broncos (Wilson), Cardinals (Kyler Murray) und Browns (Deshaun Watson) – alle mit den höchstbezahlten QBs – verpassten die Playoffs.
  • Von den 20 höchstbezahlten QBs dieser Saison erreichten nur sieben die Postseason, während elf unter .500 blieben.

Fazit: Ein hohes QB-Gehalt ist kein Garant für Erfolg. Der Quarterback ist wichtig, aber nie der einzige Faktor. Die Summe aller TeileCoaching, Draft, Entwicklung, Verletzungsmanagement – entscheidet.

Die Zukunft der QB-Verträge: Wohin steuert die Liga?

DiDie Explosion der QB-Verträge wirkt sich bereits auf alle anderen Positionen aus:

  • Teams investieren hauptsächlich in Quarterbacks, Offensive Weapons und Schlüsselverteidiger, während andere Positionen mit Restbudget auskommen müssen.
  • Rookie-QBs oder preisgünstige Free Agents erhalten nur dann Ressourcen, wenn sie echtes Entwicklungspotenzial haben.

Langfristige Prognose: $75 Millionen pro Jahr bis 2030, möglicherweise $100 Millionen innerhalb eines Jahrzehnts – oder Teams erkennen langsam, dass es keinen Sinn mehr macht, alles in den Quarterback zu stecken, und die Gehaltsentwicklung könnte deshalb wieder abflachen.

Strategie der Teams: Geduld, Entwicklung und Risiko

Viele Teams stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Soll man einen QB frühzeitig bezahlen oder abwarten?

  • Historisch gesehen: Teams, die Top-QBs früh bezahlen, haben keine höhere Erfolgsquote als Teams mit moderat bezahlten Verträgen.
  • Coaches und GMs handeln oft vorsichtig, da ihre Jobs auf dem Spiel stehen.
  • Mehr Sicherheit für das Management würde riskantere, potenziell erfolgreiche Entscheidungen ermöglichen.


Learning-by-Doing in der modernen NFL

Die Explosion der QB-Verträge zwingt die NFL zu einer Evolution der Kaderplanung:

  • Hohe Gehälter für QB, WR, Pass-Rusher und OT
  • Budget-Engpässe für andere Positionen
  • Extrem hohe Priorität auf Draft und Entwicklung
  • Risikomanagement als Kernkompetenz

Wer es versteht, kann massive Vorteile gegenüber der Konkurrenz erzielen. Wer es nicht versteht, zahlt hohe Summen für enttäuschende Ergebnisse.

Die Frage bleibt: Wer wird das System meistern, und wer wird scheitern? In den kommenden Jahren wird sich zeigen, welche Teams ihre Ressourcen effektiv nutzen und welche durch die QB-Inflation gebremst werden.



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