Das erste NFL Dublin Game ist gespielt! In einem am Ende eng umkämpften Duell setzten sich die Pittsburgh Steelers mit 24:21 gegen die Minnesota Vikings durch – sehr zur Freude der überwiegend schwarz-goldenen Fanbase im Stadion.
Ich war LIVE dabei im traditionsreichen Croke Park Stadium, das normalerweise Heimat für Gaelic Football und Hurling ist.

Anreise nach Dublin: Kurztrip mit Hindernissen
Die Akkreditierungszusage kam für das Dublin Game relativ kurzfristig. Das bedeutete: Die ohnehin schon hohen Preise für Hotel und Flug waren nochmals deutlich teurer als direkt nach der Verkündung der NFL International Games.
Für mich stand deshalb fest: Es wird ein Eintages-Trip.
Mein Plan: Sonntag früh nach Dublin, die Stadt erkunden, das Spiel schauen – und Montagmorgen zurück nach Berlin.
Doch gleich beim Hinflug gab es Probleme: Ein Pilot fehlte. Nach einer Stunde Verspätung sprang ein Kollege ein, der laut eigener Aussage eigentlich schon Feierabend hatte. Ob der Spruch „Ich fliege Sie dann mal eben noch nach Dublin“ beruhigend war, weiß ich bis heute nicht. Immerhin: Ich verpasste das Spiel nicht.
Aufgrund der Verspätung, der einstündigen Zeitverschiebung und der frühen Ausgabe der Medienakkreditierungen beschloss ich, direkt zum Stadion zu fahren. 20 Minuten Uber später erklärte mir der Fahrer, wir seien am Croke Park Stadium. Auf meine Frage, wo das Stadion sei, meinte er nur: „Irgendwo hinter den Häusern.“
Tatsächlich: Trotz seiner enormen Größe ist das Stadion von außen kaum zu sehen. Es liegt mitten in einem Wohngebiet, ohne nennenswerten Außenbereich. Ein Selfie mit dem gesamten Stadion im Hintergrund? Fast unmöglich.
Erste Eindrücke vom Croke Park Stadium
Nach Abholung der Akkreditierung führte mein erster Weg in den Medienbereich. Danach machte ich einen Rundgang durchs Stadion mit mehreren Tribünen-Begehungen.
Auffällig: Zwischen Spielfeld und Tribüne liegt ein deutlicher Abstand – ein kleiner Vorgeschmack auf Berlin und das Olympiastadion. Von einigen Fans in den unteren Reihen hörte ich später, dass die Sicht dort teilweise miserabel war. Für die hohen Ticketpreise ärgerlich.
Ich selbst hatte Glück: Mein Platz war in der letzten Reihe auf Höhe der Mittellinie. Von dort hatte ich einen fantastischen Überblick über das gesamte Spielfeld und die offene Tribünenseite, die normalerweise ein Stehplatzbereich ist, aber für die NFL bestuhlt wurde.
Vor dem Kickoff: Fritteusenduft und erste Videos
Vor dem Spiel nutzte ich die Zeit, um mit meinem Begleiter Armin ein paar Videoaufnahmen zu machen und eine Kleinigkeit zu essen.
Die NFL hatte Essensgutscheine verteilt – es gab eine Art Bratwurst mit Beilage und Getränk. Kein Gourmetessen, aber absolut okay.
Allerdings fiel sofort auf, wie extrem der Fritteusengeruch durchs Stadion zog – fast schon penetrant.
Das Stadion: Zwischen Nostalgie und Moderne
Der Croke Park wurde 1884 eröffnet und 2004 modernisiert. Man merkt: Das Stadion ist in die Jahre gekommen. Klar, es hat Charme und Nostalgie – aber persönlich ziehe ich moderne Arenen vor.
Neben uns auf der Pressetribüne saßen Kollegen aus Mexiko und Madrid – allesamt Steelers-Fans.
Eigentlich gilt auf Pressetribünen der Kodex: keine Jubelorgien, keine Fanrufe, neutrale Beobachtung. Schließlich sind wir zum Arbeiten da. Doch meine Nachbarn hielten sich nicht daran und feierten jeden guten Steelers-Spielzug ausgelassen. Ich nahm es mit Humor – und hatte so etwas Extra-Stimmung direkt neben mir.
Atmosphäre im Stadion: Heimspiel für die Steelers
Die Stimmung war insgesamt großartig – und tatsächlich wirkte es wie ein Heimspiel für Pittsburgh. Überall Steelers-Trikots und Terrible Towels, nur vereinzelt mal ein Vikings-Jersey. Die Steelers Nation war klar in der Überzahl.
Musikalisch gab es wie gewohnt NFL-Klassiker wie „Sweet Caroline“, dazu aber auch eine Überraschung: „Zombie“ von The Cranberries. Spätestens da stand wirklich jeder im Stadion.
A rousing rendition of Zombie at the end of the 3rd quarter.#NFL #Dublin #Steelers #Vikings #HereWeGo #Skol pic.twitter.com/1i1oQzj0Gw
— The Touchdown (@TheTouchdownNFL) September 28, 2025
In your head, in your head
Zombie, zombie, zombie-ie-ie
In der Halbzeit trat Sänger Myles Smith unter anderem mit dem Hit „Stargazing“ auf – ein simpler, aber gelungener Auftritt mit farbenfrohen Rauchbomben.
Außerdem spielte die Galway-Band Clada immer wieder während des Spiels typische irische Klänge. Das passte wunderbar zur Atmosphäre.
Das Spiel: Stars und Spektakel
Über den Spielverlauf habe ich bereits in meinem Spielbericht ausführlich geschrieben.
Kurz gesagt: Es war ein unterhaltsames Spiel mit vielen Big Plays.
Auf dem Feld standen echte Superstars wie Aaron Rodgers, T.J. Watt und Justin Jefferson – Namen, die allein schon für ein Spektakel sorgen.
Nach dem Spiel: Pressekonferenz mit Rodgers, Watt und Tomlin
Nach dem Spiel ging es für Armin und mich sieben Ebenen nach unten ins Untergeschoss. Dort fanden die Pressekonferenzen statt – parallel für beide Teams.
Natürlich hätte ich auch gerne Justin Jefferson gehört, aber mir war klar: Ich gehe zur PK des Siegerteams. In der ersten Reihe war noch Platz – und so saß ich direkt am Pult, nur wenige Meter entfernt von Aaron Rodgers, T.J. Watt, Cam Heyward und Head Coach Mike Tomlin.
Anders als bei den Chiefs gab es hier keinen Moderator, der die Fragen koordinierte. Stattdessen galt das „Gesetz des Stärkeren“: Wer schnell genug seine Frage rief, kam dran. Ein etwas chaotisches System – aber immerhin konnte ich T.J. Watt eine Frage stellen.
Nachdem T.J. Watt wieder mal sowohl einen Sack als auch eine Interception in einem Spiel hingelegt hat, wollte ich unbedingt wissen: Was mag er eigentlich lieber? 😏
— Nicholas Fanselow (@CouchQBde) September 29, 2025
Sacks lagen natürlich auf der Hand – aber vielleicht reizt ihn ja auch das Seltene… pic.twitter.com/A5Ja3aNJUD
Für mich als Fan war es wieder ein ganz besonderes Erlebnis, den Spielern so nah zu sein und ihre Antworten live mitzuerleben. Besonders Aaron Rodgers sorgte mit seinem Grinsen und ironischen Bemerkungen immer wieder für Lacher – ein echter Medienprofi mit Aura.
Rodgers mit typischen Sprüchen
Frage: „Fliegen Sie direkt zurück oder bleibt noch Zeit für etwas Sightseeing?“
Rodgers: „Wir gehen noch kurz nach Dublin, in ein paar Pubs – und dann zurück. Nein, im Ernst: Wir fliegen direkt heim.“
Frage: „Würden Sie privat nochmal nach Dublin zurückkommen?“
Rodgers: „Habt ihr hier weiterhin Guinness? Ja? Dann wahrscheinlich schon.“
Mein Fazit: Dublin war besonders – London wartet schon
Nach der PK habe ich noch etwas das leere Stadion genossen. Gemeinsam mit Armin nahmen wir oben auf der Tribüne einen kurzen Podcast auf.
NFL in Dublin war ein besonderes Erlebnis.
Aber ich muss ehrlich sein: Nächstes Jahr würde ich nicht unbedingt auf eine Rückkehr bestehen.
Der Trip war trotz kleiner Hindernisse ein voller Erfolg – und ich bin überglücklich, dass ich mich immer mehr zum etablierten NFL-Journalisten entwickeln kann. Danke an die NFL für das Vertrauen!
In zwei Wochen geht es für mich weiter: zum zweiten NFL-London-Spiel im Tottenham Stadium zwischen den Denver Broncos und den New York Jets.
Da das Stadion in Tottenham eines meiner absoluten Favoriten ist, freue ich mich schon jetzt riesig.
Cooler Bericht! Und generell starke Berichterstattung auf Instagram am Wochenende.