In einem der wohl am meisten erwarteten Rookie-Debüts der jüngeren NFL-Geschichte hat sich Quarterback Shedeur Sanders am Freitagabend der Liga vorgestellt – und er hat geliefert.
Selbstbewusst, physisch stark und mit der Ausstrahlung eines gestandenen Profis führte der Fünftrundenpick die Cleveland Browns zu einem 30:10-Preseason-Sieg gegen die Carolina Panthers.
Ein unbedeutendes Vorbereitungsspiel? Vielleicht. Aber für Spieler, die um ihren Platz im Kader kämpfen, ist es weit mehr. Das betonte auch Sanders selbst:
„Typically, people don’t take those too much serious, but like that’s our Super Bowl, that’s each and every player’s Super Bowl.“
Ja, es gab ein paar Momente des „Hero Ball“ – wildes Scrambling, wo ein Wurf ins Aus oder der kurze Checkdown vielleicht die bessere Wahl gewesen wäre. Aber es gab eben auch die positiven Szenen: ein improvisierter Lauf und langer Pass zu Luke Floriea, dazu zwei perfekt getimte Red-Zone-Touchdown-Pässe auf Kaden Davis. Über weite Strecken wirkte Sanders diszipliniert, effizient und abgeklärt: 14 von 23 Pässen angebracht, 138 Yards, zwei Touchdowns – kein Turnover.
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— Cleveland Browns (@Browns) August 8, 2025
Natürlich muss man aufpassen, Preseason-Auftritte nicht zu überbewerten. Die Geschichte der NFL ist voll von Spielern, die im August wie kommende Superstars wirkten und im September kaum noch eine Rolle spielten. Doch im Kontext des internen Browns-Quarterback-Rankings war es ein starkes Statement. Sanders hat sich nicht nur ordentlich verkauft, sondern sich in einer verletzungsbedingt offenen Situation Respekt erarbeitet – und das zählt in dieser Phase der Karriere fast mehr als alles andere.
Shedeur Sanders Stand im Quarterback-Rennen
Auf dem offiziellen Quarterback-Depth-Chart der Browns steht Sanders aktuell hinter:
- Joe Flacco (40, erfahrener Starter)
- Kenny Pickett (ehemaliger Erstrundenpick)
- Dillon Gabriel (zwei Runden vor Sanders gedraftet)
Der Grund, warum Sanders am Freitag überhaupt so viele Snaps bekam: Kenny Pickett und Dillon Gabriel, fallen derzeit mit Hamstring-Verletzungen aus. Neben dem 40-jährigen Joe Flacco, der als Starter gesetzt ist, hat sich so eine unerwartete Lücke aufgetan – und Sanders nutzt sie.
Head Coach Kevin Stefanski wich nach dem Spiel noch jeder klaren Aussage zu einem möglichen Sprung in der Hackordnung aus:
“We’re really just focused on developing our players. We’re in evaluation mode. I’m pleased with where the guys are, but I’m not diving into a quarterback competition.”
“The situations were invaluable for Shedeur, for all of our offense. We got a third-and-1 where we had a quarterback sneak. I mean, there’s just a lot of football and that’s by design with him getting a ton of reps in this game, and then he’ll get a ton of reps next week as well. That’s all part of our development of our young players.”
“We have an expectation for our quarterbacks, our players, when they’re playing the game in that position to go operate and make good decisions with the football. Our quarterback took care of the football, which is no small thing.”
LIVE: Coach Stefanski speaks to the media after the game https://t.co/SgErYShabh
— Cleveland Browns (@Browns) August 9, 2025
Mehr als nur ein Name
In Sachen Ausstrahlung und Unterhaltung erinnert Sanders an Baker Mayfield – den letzten Quarterback, der in Cleveland für so viel Gesprächsstoff sorgte. Seit dessen Abgang herrscht in der Stadt Dauerbaustelle auf dieser Position.
Der Name „Sanders“ ist dabei Fluch und Segen zugleich. Als Sohn von NFL-Legende Deion Sanders wurde er in die Aufmerksamkeit hineingeboren. Er hat Türen geöffnet bekommen, die anderen verschlossen blieben – und gleichzeitig Vorbehalte erfahren, die andere nie spüren mussten.
Yes Lawd! Yes! @ShedeurSanders
— COACH PRIME (@DeionSanders) August 8, 2025
Kritiker werfen ihm seit Jahren vor, er sei vor allem ein Produkt von „Coach Prime’s“ Marketingmaschine. Andere sehen in ihm schlicht einen hochbegabten Quarterback, der zu Unrecht gefallen ist. Sicher ist: Er polarisiert – und sein Auftreten befeuert das noch.
Fazit
Es spricht vieles dafür, dass uns die Geschichte um Shedeur Sanders die gesamte Saison begleiten wird – ob wir wollen oder nicht.
Mich persönlich ermüdet dieses ständige Auf und Ab um seine Person. Ich würde mir wünschen, dass er einfach in Ruhe arbeiten kann. Aber Ruhe passt nicht zum Namen „Sanders“.
Er ist längst mehr als nur Footballspieler – er ist eine Figur im Scheinwerferlicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn alles kalt lässt, auch wenn er diesen Eindruck oft vermittelt. Er ist der Typ Spieler, auf dessen Hype-Train jeder schnell aufspringt – und genauso schnell wieder abspringt. Seine Attitüde lässt das vielleicht sogar zu.
Ws in the chat pic.twitter.com/v11Pqd0NAm
— Cleveland Browns (@Browns) August 10, 2025
Sein Debüt gegen Carolina war stark, keine Frage. Aber die NFL-Geschichte kennt genug Beispiele, in denen überzogene Erwartungen an starke Preseason-Leistungen jungen Quarterbacks mehr geschadet als geholfen haben.
Sanders hat den ersten Eindruck genutzt, um intern Boden gutzumachen. Jetzt muss er beweisen, dass er auch dann liefert, wenn es wirklich zählt.