Shemar Stewart, der 17. Pick des NFL Drafts 2024, ist derzeit der einzige First-Rounder, der seinen Rookie-Vertrag noch nicht unterschrieben hat. Während in der NFL üblicherweise schnell Klarheit über die Einstiegsverträge der Erstrundenpicks herrscht, entwickelt sich der Fall Stewart bei den Cincinnati Bengals zunehmend zu einer ungewöhnlichen Posse – oder wie Bengals-Präsident Mike Brown es nennt: „Silliness“ (zu Deutsch: „Albernheit“).

Texas A&M linebacker Shemar Stewart reacts after being picked by the Cincinnati Bengals in the first round during the 2025 NFL, American Football Herren, USA draft at Lambeau Field in Green Bay, Wisconsin on Thursday, April 24, 2025. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY NFL20250424831 TANNENxMAURY
Cincinatti Bengals Erstrundenpick Shemar Stewart beim Draft 2025 | Quelle: IMAGO / UPI Photo

Der Hintergrund: Streit um Vertragsklauseln

Der Kern des Disputs liegt in einer standardmäßigen Vertragsklausel, die sich um den Verfall von Garantien bei disziplinarischen Maßnahmen dreht. Laut den Bengals handelt es sich um eine Klausel, die mittlerweile bei vielen Erstrundenverträgen gang und gäbe ist. Doch Stewarts Berater, Zac Hiller von LAA Sports, lehnt diese Formulierung ab – insbesondere in der Version, wie sie bei Stewart angewandt werden soll.

„Was wir machen, ist genau das, was alle anderen Erstrundenpicks auch bekommen“,

erklärte Duke Tobin, Director of Player Personnel der Bengals. Die strittige Passage betrifft hypothetische Szenarien, in denen ein Spieler z. B. durch schweres Fehlverhalten – etwa mit juristischen Konsequenzen – ausfällt. Die Bengals wollen sich in solchen Fällen das Recht vorbehalten, künftige Garantiezahlungen zu verweigern. Für den Klub ist das eine Absicherung für Extremfälle.


Eine Organisation unter Druck?

Tobin betont, dass die Organisation nicht Shemar Stewart persönlich die Schuld gibt, sondern vielmehr die Entscheidung seines Beraters kritisiert.

„Ich werde Shemar keinen Vorwurf machen. Er hört auf den Rat, für den er bezahlt. Ich verstehe diesen Rat nicht – aber ich bin auch nicht derjenige, der ihn bezahlt.“

Vergleiche zu früheren Picks wie Amarius Mims (2023) oder Myles Murphy (2022) hinken aus Sicht der Bengals. Die Verträge seien unterschiedlich aufgebaut gewesen – ein Zeichen dafür, dass auch auf Teamseite eine Entwicklung der Vertragssprache stattfindet, wie Tobin betont:

„Man kann nicht nur die positiven Entwicklungen wie höhere Boni akzeptieren, aber ablehnen, dass Teams ihre Sprache anpassen, um Klarheit zu schaffen. Verträge entwickeln sich.“


Der öffentliche Auftritt von Stewart

Spätestens während des Minicamps im Juni spitzte sich die Situation zu, als Shemar Stewart sich öffentlich äußerte:

„Ihr wollt lieber Diskussionen gewinnen als Spiele.“

Ein Statement, das in den Medien für Aufsehen sorgte – ebenso wie Shemar Stewarts vorzeitiges Verlassen des Camps. Zwischenzeitlich kursierten Gerüchte, der Spieler wolle an die Texas A&M University zurückkehren. Diese Spekulationen wies Head Coach Mike Elko jedoch zurück:

„Es gibt keine Pläne, dass Shemar für die Aggies spielt.“


Was passiert, wenn sich beide Seiten nicht einigen können?

Wenn ein NFL-Team einen Spieler draftet, behält es nicht unbegrenzt die Rechte an ihm. Das bedeutet: Die Verantwortung für eine Einigung liegt nicht nur beim Spieler, sondern auch beim Franchise. Kommt bis zum Start des neuen Liga-Jahres (voraussichtlich März 2026) keine Einigung zustande, verfallen die Draft-Rechte des Teams. Der Spieler – in diesem Fall Shemar Stewart – würde erneut in den Draft-Pool aufgenommen und könnte im NFL Draft 2026 von einem anderen Team ausgewählt werden. Für Stewart wäre das jedoch ein gewagter Schritt, da er damit ein weiteres Jahr ohne NFL-Einkommen, Spielpraxis und Entwicklung in Kauf nehmen müsste.ruck setzt.


Fazit: Mehr als nur Vertragsdetails

Was nach einem kleinen Vertragsdetail klingt, hat sich zu einem komplexen Fall entwickelt, bei dem Vertrauen, Prinzipien und Kommunikation eine große Rolle spielen. Die Bengals betonen öffentlich, dass sie weiterhin an Shemar Stewart glauben – doch zugleich auch, dass sie ihre Linie in dieser Angelegenheit nicht aufgeben wollen.

Ob und wann es zu einer Einigung kommt, bleibt offen. Doch klar ist: Je länger sich die Situation zieht, desto mehr wertvolle Vorbereitungszeit auf dem Feld geht für Stewart verloren – und desto größer wird die mediale Aufmerksamkeit auf den Fall.




Quellen:
Bengals defend position on Shemar Stewart negotiation ‘silliness’ – The Athletic

Can an NFL Draft Pick Refuse To Sign Their Contract?