Die Saison 2025 ist zur Hälfte gespielt – und während einige Teams auf Playoff-Kurs sind, wird es an anderen Seitenlinien spürbar ungemütlich.

Seit unserem großen Preseason-Ranking „NFL Head Coaches 2025 – Von Hot Seat bis Safe Space“ haben sich die Temperaturen deutlich verändert.

Wir ordneten damals alle 32 Coaches in sieben Kategorien ein:
1️⃣ Maximale Sicherheit
2️⃣ Safe
3️⃣ Erstes Jahr als Head Coach beim Team
4️⃣ Neutrale Zone
5️⃣ Druck ist da
6️⃣ Es wird hitzig
7️⃣ Bereits am Brennen

Jetzt, zur Saisonhalbzeit, blicken wir auf acht Coaches, bei denen der Sitz so richtig zu glühen beginnt – und deren Zukunft nach 2025 alles andere als sicher scheint.



Raheem Morris – Atlanta Falcons

Raheem Morris (Atlanta Falcons) steht zur Saisonhalbzeit klar auf dem Hot Seat – der Druck in Atlanta wächst.
Raheem Morris (Atlanta Falcons) steht zur Saisonhalbzeit klar auf dem Hot Seat – der Druck in Atlanta wächst. | Quelle: IMAGO / Imagn Images

Bewertung vor der Saison: „Druck ist da“

Zwei Wochen zuvor hätte wohl kaum jemand Raheem Morris auf dieser Liste erwartet. Schließlich hatte Atlanta gerade die Buffalo Bills im Prime-Time-Spiel geschlagen – ein Statement-Sieg, der nach Aufbruch klang. Doch seither ist die Euphorie verflogen: Zwei Niederlagen in Folge, Bilanz 3–4, und ein desaströses 10–41 gegen Miami – eines der schlimmsten Ergebnisse der Franchise in den letzten zehn Jahren.

Noch schlimmer: Schon im September kassierten die Falcons ein 0–30-Debakel gegen Carolina. Zwei der hässlichsten Niederlagen der gesamten NFL-Saison – und beide gehen auf das Konto von Morris.

Natürlich: Er ist erst in seiner zweiten Saison als Head Coach, aber in Atlanta wird man langsam nervös. Die Entwicklung von Rookie-Quarterback Michael Penix Jr. steht im Mittelpunkt – und sie scheint zu stagnieren. Wenn die Falcons nicht bald Konstanz finden, könnte es das gewesen sein – für Morris und vielleicht auch für General Manager Terry Fontenot.

Das Team hat eigentlich zu viel Talent, um Woche für Woche so unkonstant zu spielen. Doch aktuell wirkt es so, als hätte dieses Regime nicht das richtige Rezept, um das Maximum aus diesem Kader herauszuholen.

👉 Kommende Woche wird Raheem Morris als Head Coach der Falcons in Berlin am Seitenrand stehen, wenn sie im Olympiastadion auf die Colts treffen.

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Zac Taylor – Cincinnati Bengals

Bewertung vor der Saison: „Es wird hitzig“

Es ist schon bitter: Wenn dein Quarterback Joe Burrow heißt – und du ihn über Wochen oder gar Monate nicht zur Verfügung hast – kann eine NFL-Saison ganz schnell kippen. Genau das passiert aktuell in Cincinnati. Zac Taylor steht mitten in diesem Strudel aus Verletzungspech, hohen Erwartungen und wachsender Ungeduld.

Seit dem Super-Bowl-Run 2021 gilt Taylor als Architekt des Bengals-Aufschwungs. Doch 2025 droht zum Rückschritt zu werden. Der Anspruch in Cincinnati ist längst nicht mehr „Playoff-Kandidat“, sondern „Titelkandidat“. Und wenn die Resultate ausbleiben, muss irgendjemand die Verantwortung übernehmen – und das ist nun mal meistens der Head Coach.

Niemand würde bestreiten, dass Taylor grundsätzlich gute Arbeit geleistet hat. Aber die NFL ist ein „What have you done for me lately?“-Business. Wenn die Bengals nicht bald einen Lauf hinlegen, könnte Taylor trotz seiner Verdienste das Bauernopfer eines enttäuschenden Jahres werden.

Denn eines ist klar: Eine offene Head-Coach-Position in Cincinnati – mit einem gesunden Joe Burrow, Ja’Marr Chase und einem starken Kader – wäre ein Traumjob für viele Top-Coaches. Und genau das könnte Zac Taylor am Ende zum Verhängnis werden.


Aaron Glenn – New York Jets ✈️

Bewertung vor der Saison: „Erstes Jahr als Head Coach beim Team“

Wenn es in Week 8 ein Team gab, das unbedingt einen Sieg gebraucht hat, dann waren es die New York Jets – und Head Coach Aaron Glenn. Der emotionale Hintergrund war tragisch: Nur Tage zuvor war Jets-Legende Nick Mangold verstorben. Und irgendwie spielten die Jets in Cincinnati, als würde er noch mit ihnen auf dem Feld stehen.

Nach Wochen voller Frust und Chaos – inklusive der Benching-Posse um Justin Fields – lieferten die Jets ein Spiel, das niemand erwartet hatte. Fields kam nach einer Verletzung von Tyrod Taylor plötzlich wieder zum Einsatz, warf zwei Touchdowns, während Breece Hall mit zwei Rushing Scores und einem Touchdown-Pass in den letzten zwei Minuten das Wunder perfekt machte.

Das 39:38-Comeback war emotional, chaotisch und auf eine seltsame Art inspirierend. Genau das, was Glenn brauchte.

Aber die Wahrheit bleibt: Die Jets spielen hart für Glenn, sie zeigen Einsatz, Energie, Leidenschaft – doch Erfolg braucht mehr als Kampfgeist. Kulturwandel dauert, vor allem in einer Franchise, die seit Jahren auf der Suche nach Identität ist.

Die Frage ist nur: Wird Glenn die Zeit bekommen, diesen Wandel zu vollenden? Oder werden seine taktischen Entscheidungen – sowohl unter der Woche als auch am Game Day – ihm schon in seinem ersten Jahr das Genick brechen?



Kevin Stefanski – Cleveland Browns

Bewertung vor der Saison: „Safe – aber mit wachsenden Fragezeichen“

Eigentlich ist Kevin Stefanski das, was man in der NFL einen „Coach mit Kredit“ nennt: Zweimaliger NFL Coach of the Year, einer, der in Cleveland endlich wieder Struktur und Playoff-Football gebracht hat. Doch 2025 scheint dieser Kredit langsam aufzubrauchen.

Die Browns stehen erneut mitten in einer enttäuschenden Saison – offensiv festgefahren, defensiv oft abhängig von Myles Garretts Einzelaktionen. Der Glanz der Playoff-Teilnahme 2023 ist längst verblasst, und die Rufe nach einem kompletten Reboot der Offense werden lauter.

Das Problem: Nach fünf Jahren unter Stefanski ist die Franchise wieder an einem Scheidepunkt. Ist er noch der Richtige, um dieses Team weiterzuentwickeln – oder braucht es frischen Wind?

Eines steht fest: Wenn Stefanski am Ende der Saison gehen muss, wird er nicht lange ohne Job bleiben. Zu respektiert ist seine Arbeit, zu anerkannt sein Football-Verständnis. Doch in Cleveland könnte es trotzdem Zeit für einen Neustart sein – nicht unbedingt, weil Stefanski versagt hat, sondern weil man nach Jahren der Stagnation einfach etwas Neues ausprobieren will.



Mike McDaniel – Miami Dolphins 🐬

Bewertung vor der Saison: „Bereits am Brennen“

Die Luft in Miami ist dünn – und das liegt nicht am Wetter.

Mike McDaniel, einst gefeierter Offensiv-Guru und Symbol für die moderne NFL-Offense, steht gewaltig unter Druck. Nach einem katastrophalen Saisonstart wirkten die Dolphins wie ein gebrochenes Team – ideenlos, frustriert, ohne Rhythmus.

Miami Dolphins Head Coach Mike McDaniel steht schon vor dem zweiten Saisonspiel gehörig unter Druck.
Miami Dolphins Head Coach Mike McDaniel steht unter Druck. | Quelle: IMAGO / ZUMA Press Wire

Der 24:10-Sieg gegen die Atlanta Falcons schien zunächst ein Befreiungsschlag zu sein – ein letzter Hoffnungsschimmer für McDaniel und General Manager Chris Grier. Doch die Euphorie hielt nicht lange.

Im Thursday Night Game gegen die Baltimore Ravens setzte es eine herbe 6:28-Niederlage – chancenlos, ideenlos, kraftlos. Von der Spielfreude der Vorwoche keine Spur. Die Reaktion folgte prompt: General Manager Chris Grier wurde am Folgetag entlassen.

McDaniel bleibt vorerst im Amt – wohl bis zum Saisonende. Doch die Zeichen stehen schlecht. Die Offense wirkt ausgebrannt, das Team orientierungslos, und das Vertrauen in den Head Coach scheint langsam zu bröckeln.

Ein weiterer Einbruch, und auch McDaniels Zeit in Miami könnte Geschichte sein.



Brian Daboll – New York Giants 🏙️

Bewertung vor der Saison: „Bereits am Brennen“

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Brian Daboll als der Heilsbringer der New York Giants. 2022 Coach of the Year, Playoff-Teilnahme im ersten Jahr, ein offensiver Visionär mit klarer Linie. Doch drei Jahre später ist von diesem Glanz kaum noch etwas übrig.

Die Giants stecken mitten in einer weiteren trostlosen Saison – und Daboll scheint die Kontrolle über ein Team zu verlieren, das sich immer weiter im Kreis dreht. Sein einst gefeiertes Temperament an der Seitenlinie wirkt inzwischen eher gereizt als leidenschaftlich.

Ja, Rookie-Quarterback Jaxson Dart zeigt vielversprechende Ansätze. Aber die entscheidende Frage lautet: Vertrauen die Giants Daboll noch, um den jungen Spielmacher langfristig zu formen und ein Gewinnerteam um ihn herum aufzubauen?

Mit jedem weiteren schwachen Auftritt schwindet dieses Vertrauen – und auch die Geduld im Front Office. Wenn die Giants nicht bald wieder Tritt fassen, dürfte Daboll zusammen mit General Manager Joe Schoen zu den ersten großen Namen gehören, die in der Coaching Carousel 2026 auftauchen.



Jonathan Gannon – Arizona Cardinals 🏜️

Bewertung vor der Saison: „Es wird hitzig“

Bei den Arizona Cardinals wird die Luft langsam dünn für Jonathan Gannon. Nach einer vielversprechenden Entwicklung 2024 befindet sich das Team nun in einer Abwärtsspirale – fünf Niederlagen in Serie, dazu eine bittere Pleite gegen die Titans, die sinnbildlich für den gesamten Frust in Arizona steht.

Das besonders Bittere: Alle fünf Spiele gingen mit vier Punkten oder weniger verloren. Die Cardinals sind also nah dran – und doch immer zu weit weg. Genau das sind die Art von Niederlagen, die einem Head Coach in seiner dritten Saison das Genick brechen können.

Auch abseits des Feldes läuft es nicht rund: Ein unschönes Sideline-Gefecht mit einem Spieler sorgte zuletzt für Negativschlagzeilen – und ließ Gannons Autorität in der Kabine bröckeln.

Die NFC West gleicht in diesem Jahr einem Boxring, in dem Arizona schon längst in den Seilen hängt. Wenn Gannon das Ruder nicht schnell herumreißt, wird er wohl nicht mehr lange an der Seitenlinie stehen. Große Veränderungen könnten in der Wüste bald unvermeidlich sein.



Pete Carroll – Las Vegas Raiders 🏴‍☠️

Bewertung vor der Saison: „Erstes Jahr als Head Coach beim Team“

Es klingt fast absurd, Pete Carroll auf einer Hot-Seat-Liste zu sehen – schließlich ist er eine lebende Coaching-Legende, ein Super-Bowl-Champion und einer der charismatischsten Anführer der letzten zwei Jahrzehnte. Doch in Las Vegas läuft es bislang alles andere als rund.

Natürlich wäre es unfair, ihn nach nur einer halben Saison zu verurteilen. Auch Owner Mark Davis mahnte zuletzt zur Geduld und sagte gegenüber The Athletic:

“It’s too early to be making these harsh reality decisions.”

Doch die Realität ist: Carroll ist 74 Jahre alt, und so sehr sein Feuer an der Sideline noch lodert – die Frage steht im Raum, ob er noch die Energie und den langfristigen Plan hat, um die Raiders wieder dauerhaft konkurrenzfähig zu machen.

Das Team kämpft, die Ergebnisse bleiben aus, und die Gerüchteküche beginnt zu brodeln. Vielleicht läuft alles auf einen sauberen Übergang hinaus – eine „Rente mit Würde“ statt einer Entlassung.
Aber sollte sich die perfekte Nachfolge-Option auftun, könnte die Franchise von Mark Davis versucht sein, das Kapitel Carroll schneller zu schließen, als man denkt.



Fazit von der Couch

Acht Coaches, acht Geschichten – von Druck, Erwartungen und bröckelnder Geduld.
Die NFL ist ein hartes Business, und das gilt 2025 mehr denn je.

Ob Veteran wie Pete Carroll oder aufstrebender Name wie Aaron Glenn – am Ende zählt nur eins: Siege.
Und während die heiße Phase der Saison naht, könnte das Coaching-Karussell schon bald auf Hochtouren laufen.

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Wer sitzt für dich am heißesten?
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