Vor zehn Jahren schrieb Jen Welter Geschichte – und legte damit den Grundstein für eine Entwicklung, die das Gesicht der NFL bis heute verändert hat. Heute arbeiten Frauen als Coaches, Scouts, Analystinnen, Entscheidungsträgerinnen und sogar als Teambesitzerinnen in einer Liga, die lange als rein männlich galt. Was hat sich seitdem getan – und was steht als Nächstes an?
Ein Pioniermoment im Jahr 2015
Am 27. Juli 2015 wurde Jen Welter von Bruce Arians, dem damaligen Head Coach der Arizona Cardinals, als erste Frau in einer NFL-Coaching-Rolle eingestellt – zunächst „nur“ als Training-Camp-Praktikantin. Doch dieses Engagement veränderte mehr als nur eine Team-Dynamik: Es veränderte die Wahrnehmung von Frauen im Football – intern wie extern.
Die Washington Post schrieb damals:
„Die größte Frage war im Vorfeld, ob NFL-Spieler auf eine Frau als Coach reagieren würden – und die offensichtliche Antwort lautet: Ja.“
Welter selbst sagte:
„Die Idee davon war größer, als ich es mir je hätte träumen können. Für uns war es normal – aber für den Rest der Welt war es ein Schock.“
Von Vorbild zu Bewegung: Die neue Generation von Frauen im Football
Die Geschichte von Amelia Wilson, heute Assistant O-Line Coach bei den Buffalo Bills, zeigt exemplarisch, wie Repräsentation den Unterschied macht. Als sie mit 12 Jahren von Jen Welter erfuhr, wusste sie:
„Das ist möglich. Vielleicht kann ich auch meinen Weg in den Football finden.“
Heute ist sie eine von 15 Frauen in NFL-Coaching-Positionen (Stand 2024) – und Teil eines viel größeren Wandels. Jedes NFL-Team beschäftigt heute mindestens eine Frau in den Bereichen Scouting, Analytics, Operations oder Medizin.
Die Entwicklung: Langsam, aber beständig
Der Fortschritt begann langsam:
- 2016: Kathryn Smith wird die erste Vollzeit-Coachin bei den Buffalo Bills.
- 2018: Die Zahl der Coachinnen verdoppelt sich.
- 2019: Bruce Arians stellt zwei Frauen als Vollzeit-Coaches bei den Bucs ein.
- 2021: Jennifer King wird Assistant RB Coach in Washington – eine von vielen langfristigen Entwicklungen.
Trainer wie Ron Rivera setzten bewusst auf Qualifikation statt Klischees – und testeten Bewerbungen sogar anonym. Die Erkenntnis: Kompetenz ist geschlechtslos.
Die NFL heute: Frauen als fester Bestandteil
- +187 % mehr Frauen in Coaching & Operations seit 2015
- Frauen arbeiten in Front Offices, Strength-Staffs & Medical Teams
- In Madden 2025 gibt es erstmals weibliche Avatare & Kommentatorinnen
- 65 Colleges in den USA bieten bereits Flag Football für Frauen an – bald sogar als NCAA-Sport
Coach Jennifer King erinnert sich:
„Damals waren wir drei, vier Frauen im Locker Room – heute ist der Raum voll.“
Frauen managen auch abseits des Feldes – Das Beispiel von Jalen Hurts
Nicht nur an der Seitenlinie oder in der Scouting-Abteilung sind Frauen heute vertreten – auch in der Spielerberatung haben sie sich etabliert. Ein herausragendes Beispiel: Jalen Hurts, Quarterback der Philadelphia Eagles und MVP von Super Bowl LVIII.
Sein gesamtes Management-Team besteht aus Frauen – angeführt von Agentin Nicole Lynn, die 2023 einen Rekordvertrag über 255 Millionen Dollar für Hurts verhandelte. Damit ist sie die erste afroamerikanische Frau, die einen NFL-Spieler zu einem der bestbezahlten Profis der Liga machte.
Jalen Hurts:
„Sie hat an mich geglaubt, bevor ich überhaupt wusste, was möglich ist.“
Das zeigt: Frauen setzen längst auch wirtschaftlich Maßstäbe im Football.
NFL-Teams in weiblicher Hand – Frauen als Ownerinnen
Ein weiterer Meilenstein: Frauen als Teambesitzerinnen in der NFL. Was lange eine reine Männerdomäne war, wird zunehmend diverser – nicht nur durch familiäre Nachfolge, sondern auch durch aktives Engagement.
Beispiele:
- Sheila Ford Hamp, Tochter von Martha Firestone Ford, ist seit 2020 Ownerin der Detroit Lions.
- Carlie Irsay-Gordon, Casey Foyt und Kalen Jackson, Töchter des 2025 verstorbenen Jim Irsay, übernahmen offiziell die Colts.
- Amy Adams Strunk (Titans) ist bereits seit 2015 als Eigentümerin aktiv.
Diese Frauen gestalten aktiv mit – nicht nur auf dem Papier, sondern in operativer Verantwortung.
Nadine Nurasyid – Eine deutsche Pionierin in der NFL
Auch aus deutscher Sicht gibt es 2025 Grund zur Freude: Nadine Nurasyid, aktuell Co-Trainerin der ELF-Mannschaft Stuttgart Surge, wurde von den Tampa Bay Buccaneers als Guest Coach für die Preseason eingeladen.
Damit ist sie die erste deutsche Frau, die offiziell im NFL-Coaching Staff aktiv ist – wenn auch zunächst temporär. Für Nurasyid ist das nicht nur ein persönlicher Meilenstein, sondern auch ein Signal an aufstrebende Trainerinnen in Europa.
Die frühere Nationalspielerin und erfahrene Coachin gilt als strategisch starke Taktikerin und hat sich mit ihrer Arbeit in der ELF einen Namen gemacht.
Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte sie:
„Es ist eine riesige Chance, in einem so professionellen Umfeld zu lernen – und hoffentlich Türen zu öffnen, nicht nur für mich, sondern auch für andere“
Was noch fehlt – und wohin es gehen kann
Trotz aller Fortschritte gibt es noch keine Koordinatorin oder Head Coachin in der NFL. Viele – auch Welter – glauben, dass die erste Frau als General Managerin realistischer und näher ist.
Catherine Hickman (Browns) und Kelly Kleine Van Calligan (Broncos) wurden bereits zu GM-Interviews eingeladen – ein klares Signal für die nächste Stufe.
Die Hoffnung liegt auch im Nachwuchs: Durch die Olympischen Spiele 2028, bei denen Flag Football erstmals dabei ist, entsteht ein neuer Talent-Pool für weibliche Coaches.
„Nicht die erste – einfach nur Coach“
Viele Frauen im Football wünschen sich heute Normalität statt Sonderstatus. Amelia Wilson bringt es auf den Punkt:
„Wir lieben Football wie alle anderen. Es sollte kein großes Ding mehr sein, wenn eine Frau eingestellt wird. Wir wollen einfach, dass es normal wird.“
Doch genau dieses „Normal“ ist historisch besonders. In nur zehn Jahren hat sich das Bild von Frauen im Football radikal gewandelt – dank Mut, Beharrlichkeit und Pionierinnen wie Jen Welter.
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Quellen:
How Jen Welter’s hire 10 years ago opened NFL to more women – ESPN
Who are the current NFL team owners? – ESPN
Super Bowl MVP Jalen Hurts has all-women management team
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