
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Bruce Arians: This is what separates Todd Bowles as a coach and leader“ von The Athletic.
Wenn jemand weiß, was einen großartigen Coach ausmacht, dann Bruce Arians. Der ehemalige Head Coach der Arizona Cardinals und Tampa Bay Buccaneers hat jahrzehntelange Erfahrung in der NFL – und er kennt Todd Bowles wie kaum ein anderer. Die beiden arbeiteten sowohl in Arizona als auch in Tampa eng zusammen. Heute ist Arians als Senior Advisor bei den Bucs tätig – und spricht über das, was Bowles als Trainer und Mensch so besonders macht.
„Viele sind schlau – aber nicht jeder kann lehren“
Bruce Arians:
„Viele Menschen sind klug und haben großartige Ideen. Aber sie können sie nicht vermitteln. Und wenn du nicht lehren kannst, kannst du auch nicht coachen.“
Bowles habe die seltene Fähigkeit, komplexe Inhalte für jeden Spieler verständlich zu machen – egal ob im großen Meetingraum, in kleinen Positionsgruppen oder im 1-zu-1-Gespräch frühmorgens auf dem Trainingsgelände.
Arians:
„Er kann Wissen so aufbereiten, dass Spieler es nicht nur verstehen, sondern auch umsetzen. Das unterscheidet ihn von vielen anderen.“
Todd Bowles: Vom Spieler zum Lehrer
Die Verbindung zwischen Arians und Bowles reicht bis in die 1980er zurück, als Bowles als Safety an der Temple University unter Arians spielte. Schon damals fiel auf, dass Bowles ein außergewöhnlich kluger und disziplinierter Spieler war.
Arians:
„Wir wussten sofort, dass er etwas Besonderes ist. Er war einer der klügsten Spieler, die ich je gecoacht habe.“
Als sich Bowles vor einem wichtigen Spiel gegen Penn State verletzte, übernahm er spontan eine neue Rolle – als Coach an der Seitenlinie. Er unterstützte jüngere Spieler, motivierte sie und übernahm Verantwortung.
Arians:
„Da wusste ich: Er ist ein geborener Lehrer. Ich habe ihm damals geraten, über eine Coaching-Karriere nachzudenken. Er hat mir dann bewiesen, dass er auch als Spieler zehn Jahre in der NFL bestehen kann.“
Der stille Anführer – mit Feuer im Herzen
Von außen wirkt Bowles oft ruhig, fast zurückhaltend. Doch Arians stellt klar:
Arians:
„Er ist alles andere als still, wenn er mit seinen Spielern spricht.“
Er könne seine Mannschaft sowohl motivieren als auch fordern – und wenn nötig, auch einmal laut werden. Arians erinnert sich an eine Szene aus seiner Zeit in Arizona:
Arians:
„Wir hatten zur Halbzeit einen Touchdown kassiert. Ich hörte nur Stühle fliegen – es klang, als ob eine Schlägerei im Gange wäre. Aber das war nur Todd, der seine Defense wachrüttelte. Danach haben sie eine überragende zweite Hälfte gespielt.“
Bowles sei direkt, ehrlich und authentisch – Eigenschaften, die bei Spielern Vertrauen schaffen.
Arians:
„Er redet nicht um den heißen Brei. Wenn du Mist baust, sagt er’s dir – und zeigt dir, wie du’s besser machst. Und eines ist sicher: Unter ihm gibst du alles.“
Meisterklasse im Super Bowl
Als Arians 2019 aus dem Ruhestand zurückkehrte, um die Buccaneers zu übernehmen, war eines klar: Todd Bowles sollte wieder sein Defensive Coordinator werden. Die beiden führten Tampa Bay 2021 zu einem dominanten Super-Bowl-Sieg gegen die Kansas City Chiefs – für Arians bis heute ein Paradebeispiel für Bowles’ Coaching-Qualität.
Arians:
„Das war der beste Gameplan, den ich je von ihm gesehen habe. Beim ersten Aufeinandertreffen hat Tyreek Hill uns in der ersten Halbzeit fast 200 Yards eingeschenkt. Aber im Super Bowl hat Todd alles umgestellt – mehr Zone, clevere Blitzes, neue Line-Konzepte. Er hat Patrick Mahomes fünf Meilen über das Feld gejagt.“
Bowles’ Fähigkeit, taktisch flexibel zu reagieren und seine Spieler perfekt auf den Gegner einzustellen, habe den Unterschied gemacht.
Arians:
„Er ist brillant – aber das Entscheidende bleibt: Er kann dieses Wissen lehren. Das ist sein größtes Talent.“
Zusatz von der Couch 🏈
Bruce Arians’ Masterclass im Nachfolgemanagement
Was Bruce Arians nach dem Super-Bowl-Sieg tat, zeigt eindrucksvoll, warum er als einer der weitsichtigsten Köpfe der NFL gilt. Als er 2022 seinen Rücktritt vom Trainerposten in Tampa Bay verkündete, überraschte das viele – aber die Beweggründe waren alles andere als spontan.
Arians wollte sicherstellen, dass Todd Bowles in die bestmögliche Situation startet – und gleichzeitig ein Zeichen für mehr Diversität im Coaching setzen. Mit seinem Rückzug machte er den Weg frei für Bowles, der damit einer von nur sechs schwarzen Head Coaches in der NFL wurde.
Arians:
„Ich wollte, dass Todd die bestmögliche Chance auf Erfolg hat. Viele Head Coaches kommen in Situationen, in denen sie von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Das wollte ich für ihn nicht.“
Die Voraussetzungen waren ideal: Tom Brady hatte seine Rückkehr angekündigt, General Manager Jason Licht hatte ein starkes Team zusammengestellt – Arians übergab also kein Wrack, sondern ein konkurrenzfähiges Championship-Roster.
Ein Schritt, der selten ist in der NFL – denn viele Trainer treten erst zurück, wenn der Absturz bereits begonnen hat. Arians tat das Gegenteil: Er handelte mit Weitsicht, ohne Ego, ganz im Sinne des Teams und seines Nachfolgers.
Diese Haltung – den eigenen Nachfolger bewusst in eine Erfolgssituation zu bringen – ist in der NFL eine Seltenheit. Es war eine „Bruce Arians Masterclass“: ein Paradebeispiel für Führungsqualität, Loyalität und Verantwortungsbewusstsein über den eigenen Karriereweg hinaus.
Fazit
Für Bruce Arians ist klar: Todd Bowles ist mehr als nur ein Coach – er ist ein Lehrer, ein Anführer und ein Mentor, der die Menschen um sich herum besser macht.
Sein Werdegang und Arians’ Vertrauen in ihn zeigen, wie wichtig echtes Leadership im Football ist – auf und abseits des Feldes.
Manchmal ist der größte Sieg eines Trainers nicht auf der Anzeigetafel zu finden, sondern in dem Erfolg, den er für andere möglich macht.
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